"...eine tiefe Bedeutung"
("Wassersuche", 07.07.2018)
Erstmals, obwohl sie schon viele Jahre in der Nähe wohnten, fuhr Gregor mit seiner Familie am 01.07.2018 ins angrenzende Holland zum Schwimmen. Frisch eingeölt, begaben sich der Ringträger und sein Cousin in etwa 1,50m tiefes Wasser und warfen sich, parallel zum Ufer, abwechselnd einen Handball zu. Als sie das Wasser verließen war sofort klar, „hier fehlt was“, der Finger, der sonst am Ring spielte, gleitete vergebens am Finger entlang. ….. Zwei Tage später klingelte mein Telefon, Gregor hatte diese Seite gefunden und meldete sich. Er beschrieb die Verlustumstände und ich erfragte Details wie „Wassertiefe, Bodenbeschaffenheit, Algenform, Wurfrichtung“ etc. und fühlte, dass das „machbar“ sei. Da ich arbeiten war, versprach ich ihm, mich am Abend zu melden. Prompt hatte ich über 10 Whatsapp-Nachrichten auf dem Handy, genaueste Details, sehr respektvoller Umgang – ich spürte, dass es ihm offenbar sehr wichtig war, seinen Ring zurückzubekommen. Am Abend vereinbarten wir, dass ich am Freitag, den 06.07.2018 direkt von der Arbeit nach Holland fahre (immerhin 530km) und wir uns am Samstagmorgen um 07:00Uhr, bevor die Badegäste kommen, am See treffen. Gesagt, getan. Nach Ankunft gegen 21:00Uhr stärkte ich mich und sah mir die Stelle genau an. Ich verspürte Lust, doch schon ein wenig zu suchen, es wäre doch toll, wenn er morgens käme und ich hätte den Ring schon. Kurz vor Mitternacht verließ ich ziemlich erschöpft das Wasser, ohne irgendeinen Ring. Ich ging schlafen. Am Morgen trafen wir uns wie vereinbart vor Ort. Eine sehr kraftvolle und wie sich später herausstellen sollte, tiefsinnige Begegnung. Vorerst beschrieb‘ Gregor noch einmal die genauen Details, schlüpfte in die Badehose und wir verschwanden im Wasser. Er suchte mit den Augen, ich mit den Ohren. Nichts. Weit und breit kein Funkeln oder Ertönen. So suchten wir 1,5h und erzählten uns nebenbei Details aus unseren Leben. Wir machten eine Pause und ich entschied, Gregor den zweiten Detektor zu geben und ihm einen Anzug zu leihen, damit er nicht friere. Während er alle Eventualitäten jenseits der Stelle ausschließen wollte, konzentrierte ich mich zum wiederholten Male auf die Stelle, die am Wahrscheinlichsten erschien – nein – ich suchte einfach NOCHMAL dort, ohne groß zu denken. Nach ca. 4,5h Gesamtsuchzeit ertönte ein Signal im Kopfhörer, ich wusste gleich, was es sein sollte. Ich hob die Schaufel hoch und sah den Ring. Gregor war etwa 15m weit von mir entfernt, ich hob den Daumen und er nickte fragend. Ich erhob erneut den Daumen und er fragte, „Was?“. Ich entgegnete: „Ich hab‘ Deinen Ring“. Er rief: „Meinen Ring?“. „Ja!“ Er stürzte heran, ich übergab‘ ihm den Ring und spürte erst jetzt, wie viel Gregor wirklich an dem Ring lag. Er musste ganz sicher gehen – prüfte die Gravur, las „Jenny“ und umarmte mich so kraftvoll, dass auch ich nun verstand. Ein jeder verarbeitete den Sucherfolg mit Schreien, Dankesgesten an die höheren Kräfte und Tränen für sich. Er war eine Erleichterung, dessen Schwere zuvor gar nicht so klar war. Hier fand etwas statt – hier hatte etwas sehr tiefe Bedeutung, hier kam etwas zurück in Gregors Leben. Es dauerte ein bisschen, bis die Männer wieder ganz die Denker waren, wieder planten und taten. Wir gingen zum Auto und Gregor lud mich spontan in sein Haus auf einen Kaffee ein. Gern willigte ich ein. Erst an der Haustür erfuhr Jenny, dass wir den Ring hatten, sie war überglücklich (nicht zuletzt, weil ihr Mann jetzt wieder glücklich war / „Du kannst Dir nicht vorstellen, wie schlecht gelaunt er an dem Tag war“) und wir genossen bei Kaffee den ruhigen, sonnigen Samstagmorgen nach getaner „Arbeit“ auf der südwärts gerichteten Terrasse. Schnell ging es 1-2 Ebenen tiefer und wir erzählten uns tief vertraut von Dingen aus unseren Geschichten, dass jeder das Gefühl hatte, wir kennen uns schon lange. Ca. 2h später trat ich die Heimreise ins nunmehr 560km entfernte Frankenland an. Ein gelungener, ein deutlich-spürbar vom Leben geführter Tag. DANKE!